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Unterabschnitte


19.3.1 Lokale Schriften

Um Schriften für X11 verwenden zu können, müssen Sie als erstes passende Verzeichnisse anlegen. Normalerweise liegen die Schriftenverzeichnisse im Verzeichnis /usr/X11R6/lib/X11/fonts. Die Verzeichnisse müssen Sie dann in der Konfigurationsdatei XF86Config im Abschnitt Files mit der Direktive FontPath eintragen. Pro Verzeichnis machen Sie normalerweise einen Eintrag. Achten Sie dabei auf die Reihenfolge der Einträge, da die erste passende Schrift ausgewählt wird.

Section "Files"
  FontPath     "/usr/X11R6/lib/X11/fonts/75dpi:unscaled"
  FontPath     "/usr/X11R6/lib/X11/fonts/Type1"
  FontPath     "/usr/X11R6/lib/X11/fonts/truetype"
  ...
EndSection

In diese Verzeichnisse werden dann die Schriftdateien hineinkopiert. Neben den Verzeichnissen in der XF86Config können Sie auch temporär dem X-Server Schriftverzeichnisse zuordnen. Sie können dies durch den Befehl xset erledigen. Der folgende Befehl meldet ein Verzeichnis beim X-Server temporär an.

xset +fp /usr/X11R6/lib/X11/fonts/ttextra

Wollen Sie ein Verzeichnis temporär abmelden, dann kommt ein Minus vor die Option fp.

xset -fp /usr/X11R6/lib/X11/fonts/ttextra

19.3.1.1 Die Liste: fonts.dir

Mit dem Erstellen eines Verzeichnis, dem Kopieren der Schriftdateien und dem Anmelden des Verzeichnis beim X-Server ist es noch nicht getan. Jedes Schriftverzeichnis benötigt die Verwaltungsdatei fonts.dir. Diese Datei enthält eine Liste aller Schriften im Verzeichnis. In der ersten Zeile wird die Anzahl der zur Verfügung stehenden Schriften aufgeführt. Dabei gelten auch Varianten der Schriften (Neigung, Gewicht, Kodierung) auch jeweils als eine Schrift. Die hier aufgeführte Zahl entspricht der Anzahl der Zeilen minus 1. Daher repräsentiert jede der folgenden Zeilen eine Schrift bzw. Schriftvariante. Als erstes steht in jeder Zeile die zuständige Schriftdatei. Nach einem Leerzeichen folgt dann die sogenannte X Logical Font Description (XLFD). Der XLFD-String besteht aus mehreren, von Minus-Zeichen getrennten Feldern. Dabei haben die Felder von links nach rechts folgende Bedeutung:

Hersteller
Auch die Hersteller wie Adobe oder Bitstream möchten erwähnt werden.
Name
Der Name der Schriftfamilie, wie er auch bei der Fontauswahl in den X-Programmen auftaucht.
Gewicht
Muß etwa auch eine Schrift auf ihr Gewicht achten? In der Fachsprache bezeichnet das Gewicht die Dicke der Schriftlinien. Hier sind Angaben wie z. B. thin, light, medium, bold oder black möglich.
Neigung
Die meisten Schriften stehen normalerweise aufrecht (o). Es gibt auch sogenannte kursive Schriften, die geneigt sind. Dabei wird noch zwischen den nach rechts und links geneigten Italic (i, ri) und Oblique (o, ro) unterschieden. Die meisten Schriftfamilien besitzen allerdings keine extra Schrift für Oblique.
Breite
Innerhalb einer Schriftfamilie gibt es auch Variationen in der Breite. Hier wird zwischen einer normalen Breite (normal), einer engen Schrift (condensed) und einer weiten Schrift (expanded) unterschieden.
Stil
Hier ist eine zusätzliche Angabe zum Stil der Schrift wie z. B. serif, sans serif, informal und decorated möglich. Allerdings ist in den meisten Fällen dieses Feld leer.
Pixel
Die Höhe des Zeichens in Pixel. Die Größe ist damit abhängig von der Auflösung des Darstellungsmediums.
Punkte
Die Höhe des Zeichens in Punkten. Die Größe sollte damit unabhängig von der Auflösung des Darstellungsmediums sein. Idealerweise entspricht die Höhe dann auch der Angabe in Punkte. Dabei entspricht eine Größe von 72 Punkten genau einem Zoll.
X
Horizontale Auflösung in dpi.
Y
Vertikale Auflösung in dpi.
Zeichenbreite
Gibt an, ob es sich um eine Proportional- (p) oder um eine Festbreitenschrift (m) handelt.
Durchschnittliche Breite
Dieses Feld gibt die zehnfache durchschnittliche Breite des Zeichens in Pixel an.
Registrierung
Name der Zeichensatzgruppe wie z. B. iso8859, iso10646 oder adobe.
Kodierung
Der Rest des Zeichensatznamens wie z. B. 1, 9 oder symbol.

Schauen wir doch mal in eine font.dir-Datei hinein.

ole@enterprise:/usr/X11R6/lib/X11/fonts> head truetype/fonts.dir
2963
dustismo_bold_italic.ttf -adobe-Dustismo-bold-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
dustismo_bold_italic.ttf -adobe-Dustismo-bold-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
dustismo_bold.ttf -adobe-Dustismo-bold-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
dustismo_italic.ttf -adobe-Dustismo-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
dustismo_italic.ttf -adobe-Dustismo-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
Dustismo.ttf -adobe-Dustismo-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
civitype.ttf -alltype-Civitype-thin-r-normal--0-0-0-0-p-0-ibm-cp437
civitype.ttf -alltype-Civitype-thin-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
civitype.ttf -alltype-Civitype-thin-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1

In der ersten Zeile steht die Anzahl der Schriften, die durch dieses Verzeichnis dem X-Server zur Verfügung stehen. Die Anzahl der Einträge in der Datei stimmen jedenfalls mit der Zahl überein.

ole@enterprise:/usr/X11R6/lib/X11/fonts> wc -l truetype/fonts.dir
   2964 truetype/fonts.dir

Denken Sie daran eine Zeile abzuziehen, da die erste Zeile ja die Anzahl der Schriften enthält. Wenn wir uns aber mal die Anzahl der Dateien im Verzeichnis anschauen, stoßen wir auf eine leichte Differenz in der Größenordnung des Faktors zwei.

ole@enterprise:/usr/X11R6/lib/X11/fonts> ls truetype/ | wc -l
   1271

Schauen wir uns doch mal dazu die Schriftart Bullpen an. Für diese Schrift gibt es in der Datei fonts.dir mehrere Einträge.

ole@enterprise:/usr/X11R6/lib/X11/fonts> grep Bullpen truetype/fonts.dir
bullpen3.ttf -larabiefonts-Bullpen 3D-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
bullpen3.ttf -larabiefonts-Bullpen 3D-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
bullpen3.ttf -larabiefonts-Bullpen 3D-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-13
bullpen3.ttf -larabiefonts-Bullpen 3D-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-2
bullpen3.ttf -larabiefonts-Bullpen 3D-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-9
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-13
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-2
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-9
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-13
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-2
bullpeni.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-9
bullpen_.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso10646-1
bullpen_.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
bullpen_.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-13
bullpen_.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-2
bullpen_.ttf -larabiefonts-Bullpen-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-9

Wenn Sie die Einträge genauer betrachten, werden Sie sehen, daß sich die 20 Einträge in der Datei nur auf 3 Schriftdateien beziehen. Dies liegt zu einem daran, daß die Schriftneigungen Italic (i) und Oblique (o) oft durch gleiche Dateien abgedeckt werden. Auch können manche Schriften mehrere Zeichensätze gleichzeitig abdecken. In unserem Beispiel werden durch die Bullpen-Schriftdateien die Zeichensätze ISO 8859-1, ISO 8859-2, ISO 8859-9, ISO 8859-13 und ISO 10646-1 abgedeckt. Wenn Sie sich dann mal die ``Bullpen-Dateien'' im Schriftverzeichnis anzeigen lassen, werden Sie neben den Truetype-Schriftdateien (ttf) weitere Dateien entdecken.

ole@enterprise:/usr/X11R6/lib/X11/fonts> ls -l  truetype/bullpen*
-rw-r--r--    1 root     root        15711 2004-05-09 13:34 truetype/bullpen3.afm
-rw-r--r--    1 root     root       118288 2001-03-14 22:45 truetype/bullpen3.ttf
-rw-r--r--    1 root     root        15177 2004-05-09 13:34 truetype/bullpen_.afm
-rw-r--r--    1 root     root        15281 2004-05-09 13:34 truetype/bullpeni.afm
-rw-r--r--    1 root     root        44936 2001-03-14 22:46 truetype/bullpeni.ttf
-rw-r--r--    1 root     root        48176 2001-03-14 22:28 truetype/bullpen_.ttf

Die Dateien mit der Endung afm, wobei afm für Adobe Font Metrics steht, enthalten ausführliche Informationen über Postscript-Schriften. Die Programme OpenOffice und StarOffice benötigen diese Dateien um mit den Schriften umzugehen. Für X11 haben Sie ansonsten keine weitere Bedeutung und dürfen daher nicht in die Zählung der Dateien mit aufgenommen werden.


19.3.1.2 mkfontdir

Sie brauchen die Datei fonts.dir nicht selbst zu erstellen. Behilflich dabei ist Ihnen der Befehl mkfontdir.

mkfontdir [OPTIONEN] [VERZEICHNIS]

Dabei durchsucht mkfontdir das aktuelle oder das angegebene Verzeichnis nach Schriftdateien und wertet dieses aus. Aus diesen Informationen erzeugt das Programm dann die Datei fonts.dir. Allerdings kann es gerade bei skalierbaren Schriften vorkommen, daß die notwendigen Informationen nicht aus der Datei extrahiert werden können. Für solche Schriften existiert eine Datei fonts.scale im gleichen Verzeichnis. Diese Datei ist vom Aufbau identisch mit der Datei fonts.dir und wird vom Befehl mkfontdir als weitere Informationsquelle benutzt.


19.3.1.3 mkfontscale

Auch die Datei fonts.scale brauchen Sie nicht selber zu erstellen. Seit XFree86 Version 4.3.0 gibt es den Befehl mkfontscale. Dieser ermittelt aus den Dateien skalierbarer Schriften die fürs X11 wichtigen Werte und schreibt sie in die Datei fonts.scale.

mkfontscale [OPTIONEN] [VERZEICHNIS]


19.3.1.4 xfontsel

Dieses kleine Programm ermöglicht es Ihnen auf einfache Art die installierten Schriften zu kontrollieren und sie sich anzeigen zu lassen.

xfontsel [OPTIONEN]

Dabei bedient es sich zur Auswahl und Beschreibung der Schrift der XLFD und zeigt damit nicht nur ein Beispiel, wie die Schrift aussieht. Sondern zeigt auch an, wieviele Einträge für ein XLFD-Muster vorhanden sind.

Abbildung 19.2: Die Ansicht von Schriften ermöglicht das Programm xfontsel.
Image ss_xfontsel

Ein Screenshot des Programm sehen Sie in Abbildung 19.2 abgebildet.

19.3.1.5 fonts.alias

Es ist möglich bestimmten Schriften eine zweiten Namen bzw. XLFD zu geben. Hierzu muß im Verzeichnis die Datei fonts.alias angelegt werden. Die Datei besteht aus zwei Spalten. In der ersten Spalte steht der neue Name und in der zweiten Spalte der passende XLFD-String. Die Vergabe von Alias-Namen für Schriften ermöglicht es z. B. lästige Fehlermeldungen von X-Programmen abzuschalten, die nicht vorhandene Schriften benötigen. Genauso können Sie von Terminals angeforderte Schriften auf ihre Wunschschrift umändern. Eine Alias-Datei könnte wie das folgende Beispiel aussehen.

ole@enterprise:/usr/X11R6/lib/X11/fonts> cat truetype/fonts.alias
! Meine Alias-Datei für Schriften
"-Oles-Liebling-bold-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1" "-misc-Swis721 BT-bold-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1"
"-Oles-Liebling-bold-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1" "-misc-Swis721 BT-bold-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1"
"-Oles-Liebling-bold-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1" "-misc-Swis721 BT-bold-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1"
"-Oles-Liebling-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1" "-misc-Swis721 BT-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1"
"-Oles-Liebling-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1" "-misc-Swis721 BT-medium-o-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1"
"-Oles-Liebling-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1" "-misc-Swis721 BT-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1"

Ändern Sie die Datei fonts.alias im laufenden Betrieb oder führen Sie sonstige Änderungen an den Schriften durch, so ist es angebracht als X-Window-Benutzer das Neuladen der Schriftkonfiguration zu veranlassen. Sie können dafür in einem X-Terminal den folgenden Befehl verwenden.

ole@enterprise:/usr/X11R6/lib/X11/fonts> xset fp rehash


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